Der Burschenverein „Einigkeit“ Saltendorf wurde im Jahre 1912 gegründet. Zu dieser Zeit war Bayern noch ein Königreich und dem Deutschen Reich unter Kaiser Wilhelm II. untertan. Die Gründung von freien Burschenvereinen wurde damals von der Obrigkeit nicht gerne gesehen und mit Misstrauen beobachtet, deshalb durfte die Presse auch keine große Notiz davon nehmen.

Der genaue Tag der Gründung ist nicht mehr überliefert, weil alle schriftlichen Unterlagen durch das 3.Reich vernichtet wurden. Zum 1. Vorstand des neuen Burschenvereins wurde Franz Schindler gewählt, später auch Bürgermeister und Ehrenbürger der Gemeinde Saltendorf.

Der Verein war kaum zwei Jahre alt, da begann schon der 1.Weltkrieg. Unsere Burschen waren mit die ersten, die zu den Waffen gerufen wurden und ihr Leben für den Kaiser und das Vaterland lassen mussten. Die Zeit nach dem 1. Weltkrieg bis zum Beginn des 3. Reiches (1918 – 1932) war für die freien Burschenvereine eine der Blüte- und Glanzzeiten. In Saltendorf wurde der Verein wieder aktiv. Aus der damaligen Notzeit dürfte der Leitspruch unseres Burschenvereins „Einigkeit macht stark“ übernommen worden sein, der sich bis heute bewährt hat.

Nach einem vorhandenen Burschenbild wurde der Verein im Jahre 1929 von 1.Vorstand Franz Thürriegl geführt. Langsam zeichnete sich in Deutschland die Machtergreifung durch Adolf Hitler ab. Da die demokratische Grundordnung nicht mehr galt, war das Schicksal der Saltendorfer Burschen, wie auch aller anderen Vereine und Verbände, besiegelt. Der Verein wurde aufgelöst, die vorhandenen Protokoll- und Kassenbücher eingezogen und vermutlich verbrannt. Die Vereinsfahne war vermutlich auch Opfer des Naziregimes, da nach übereinstimmenden Aussagen ehemaliger Burschen unser Verein eine Fahne hatte, über Größe und Aussehen sind allerdings keine Daten überliefert. Die Fahne soll vor der Beschlagnahme durch das 3.Reich auf dem Dachboden des Vereinslokal Böhm versteckt worden sein. Nach 1945 war die Fahne nicht mehr vorhanden. Auf welche Weise sie verschwunden und wohin sie gekommen ist, lässt sich heute nicht mehr feststellen. Durch die Vernichtung der gesamten Unterlagen stehen aus der Zeit von der Vereinsgründung bis zur Zwangsauflösung keine Angaben über Vorstände und Vereinsgeschehen zur Verfügung.

Das letzte lebende Gründungsmitglied, Franz Schindler, ist im Jahre 1983 verstorben. Mit der Niederlage und der deutschen Kapitulation im Jahre 1945 brach das 3.Reich zusammen. Durch diesen Krieg sind viele unserer Mitglieder gefallen oder bis heute noch vermisst. Da auch ein Großteil unserer Burschen nach dem Zusammenbruch noch in Gefangenschaft weilte, war zunächst an ein Vereinsleben nicht zu denken. Trotzdem versuchten im Jahre 1946 einige bereits zu Hause weilende Mitglieder , den Verein wieder ins Leben zu rufen. Dabei wurde Richard Eibl zum 1.Vorsitzenden gewählt. Die amerikanische Militärregierung verbot aber sofort jede weitere Vereinstätigkeit und löste den Verein wieder auf. Aus diesem Grund kann man nur von einem Versuch sprechen, aber der Mut dieser Burschen mit Richard Eibl an der Spitze verdient besondere Anerkennung. Bis zum Jahre 1949 blieben dann alle Vereine durch die amerikanische Militärregierung verboten.

 Wiedergründung im Jahre 1955

 

Nachdem der erste Versuch im Jahre 1946 den Burschenverein Saltendorf wieder zu gründen, durch die amerikanische Militärregierung vereitelt wurde, dauerte es noch neun Jahre bis zur Wiedergründung des Burschenverein Saltendorf. Am 3. Juli 1955 fanden sich im Gasthaus Wacker 15 Burschen ein, um den im Jahre 1912 gegründeten Verein wieder ins Leben zu rufen.

An der Wiedergründung waren anwesend: Thürriegl Eduard, Schmid Josef, Rappl Gottfried, Wacker Robert, Altmann Armin, Eibl Rudolf, Glaubitz Franz, Schlehuber Josef, Hofmann Ludwig, Rauch Johann, Altmann Hans, Pretzl Erwin, Birzer Johann, Kopf Josef und Reber Ludwig.

Zum 1. Vorstand wurde Eduard Thürriegl gewählt, das Amt des 2. Vorstands übernahm Josef Schmid, Schriftführer und Kassier wurde Gottfried Rappl und 2. Kassier Armin Altmann. Im Ausschuß waren Johann Rauch, Rudolf Eibl und Schlehuber Josef vertreten. Der Mitgliedsbeitrag wurde auf 1 DM je Monat festgesetzt. Zum Vereinslokal wurde das Gasthaus Wacker bestimmt.

Der Burschenverein „Morgenrot“ Münchshofen war mit 30 Burschen zur Wiedergründungsversammlung vertreten. Der 1. Vorstand Albert Ehrenreich vom Burschenverein Münchshofen hatte als Wahlvorsteher fungiert und die Wiedergründung kräftig unterstützt. Bereits kurz nach der Wiedergründung nahm unser Burschenverein am Feuerwehrfest in Maxhütte teil. Eine Fahne fehlte jedoch zu diesem Zeitpunkt noch. Auf Grund eines Beschlusses vom 24.07.1955 wurde für den 04. September 1955 im Vereinslokal Wacker der Wiedergründungstanz des Burschenvereins angesetzt. Alle umliegenden Burschenvereine wurden eingeladen, über 100 Tanzplaketten wurden bestellt und die Kapelle „Herz-Band“ konnte für diesen Tanz gewonnen werden. Der Patenverein „Morgenrot“ Münchshofen war mit 30 Burschen zum Wiedergründungstanz erschienen, die Burschenvereine aus Leonberg, Ponholz, Pirkensee und Winkerling waren ebenfalls mit starken Abordnungen vertreten. Der Saal des Vereinslokals war bis auf den letzten Platz gefüllt und es herrschte reges Tanztreiben bis in die frühen Morgenstunden.

Der wiedergegründete Burschenverein hatte also seine Feuertaufe mit Bravur bestanden. Bereits in der Versammlung vom 24.09.1955 wurde festgelegt, die alten und traditionellen Bräuche wie die Burschenkirwa mit Küchelbetteln wieder aufleben zu lassen, dies geschah zur Allerweltskirchweih am 07. November des gleichen Jahres. Die Kapelle „Herz-Band“ spielte wieder zum Tanz auf. Am Vorabend der Kirwa wurde vor dem Vereinslokal der Kirwabaum durch die Burschen aufgestellt. Die Saltendorfer verfolgten das erste Aufstellen mit großem Interesse, danach wurde von den Burschen mit ihrem Mädels um Baum getanzt.

Im Januar 1956 wurde vom Burschenverein eine Christbaumversteigerung durchgeführt, um die Vereinskasse aufzubessern. Für die Versteigerung sammelten unsere Burschen in Saltendorf, Augustenhof, Wölland, Teublitz und in Burglengenfeld. Die Veranstaltung wurde ein voller Erfolg, da der Gipfel und der Stamm je 25mal versteigert wurden. Ende Januar 1956 folgte der Burschenball. Hier ist zu erwähnen, dass Burschen, die ohne Balldame erschienen und selbst Tänzer waren, 5 DM in die Vereinskasse zu zahlen hatten. In der Versammlung vom 15.01.1956 wurde einstimmig beschlossen ein neue Vereinsfahne anzukaufen. Die Fahne wurde bei der Firma Carl Koch, Coburg bestellt und kostete 1.300 DM. Der Verein hatte seit der Wiedergründung die Erlöse aus den Veranstaltungen zurückgehalten für die Anschaffung der Fahne. Da dies aber nicht ausreichte, wurde in Saltendorf eine Sondersammlung durchgeführt, bei der ein Betrag von 208 DM zusammenkam. Im März des gleichen Jahres wurde ein Festausschuß mit Josef Schmid als Festleiter zur Fahnenenthüllung gebildet. Die Festlichkeiten wurden für den 28. und 29. Juli 1956 angesetzt und rund 120 Vereine eingeladen. Die Kapelle Arthur Fischer spielte zu diesem Feste auf.

Als Fahnenmutter wurde Margarete Lanz gewonnen, als Festjungfrauen wirkten mit: Magda Glaubitz, Maria Rauch, Resi Kopf, Lieselotte Schmid, Elfriede Rothauscher, Irene Kurek, Roswitha Thanner, Maria Hofmann, Erika Hanfstingl. Als Patenverein stellte sich der Burschenverein „Morgenrot“ wieder zur Verfügung. Am Samstag, den 28. Juli 1956 begannen die Festlichkeiten mit einer Heldenehrung im Friedhof, mit einer Ansprache von Festleiter Schmid und einen Prolog der Festdamen. Anschließend legte Vorstand Eduard Thürriegl für die verstorbenen, gefallenen und vermissten Kameraden ein Kranzgebinde nieder. Um 21.00 Uhr folgte ein Fackelzug mit Zapfenstreich durch den Ort. Am Sonntag, den 29.Juli 1956 wurden die Bewohner um 06.00 Uhr mit einem Weckruf auf den Tag eingestimmt. Anschließend wurden die Festmutter, die Festdamen, die Ehrengäste, der Patenverein und weiter ankommende Vereine eingeholt und zum Gottesdienst geleitet. Um 11.00 Uhr wurde auf dem Dorfplatz ein Standkonzert abgehalten. Um 14.00 Uhr wurden alle anwesenden Vereine und Ehrengäste durch den 1.Vorstand Eduard Thürriegl begrüßt. Dann folgte der Höhepunkt des Festes: Die Fahnenenthüllung durch Fahnenmutter Margarete Lanz. Dann erfolgte die Aufstellung zum Festzug und um 14.30 Uhr bewegte sich der Zug durch die Straßen von Saltendorf. Am Anfang zwei Reiter und zwei Melder, dann die Ehrenmitglieder in Autos, die Festkapelle, die Festdamen mit Festmutter, der Gemeinderat, die Ehrengäste, der Patenverein „Morgenrot“ Münchshofen mit Festdamen und eigener Kapelle und dann zehn Burschenvereine: „Drei Rosen“ Pirkensee, „Eichenlaub“ Ponholz, „Edelweiß“ Hirschling, „Philadelphia“ Meßnerskreith, „Stolze Eiche“ Winkerling, „Immergrün“ Diesenbach, „Deutsche Eiche“ Leonberg, „Alt“ Fronberg, „Fidele Brüder“ Maxhütte, „Grüne Eiche“ Bubach/Naab. Nach den Festansprachen, u. a. von Bürgermeister und Gründungsvorstand Franz Schindler, wurden die Erinnerungsbänder an die Vereine verteilt. Den Meistpreis erhielt der Burschenverein Pirkensee und den Entfernungspreis der Burschenverein Fronberg. Mit einem gemütlichen Beisammensein umrahmt duch die Festkapelle Arthur Fischer klang das Fest aus. Die Festlichkeiten zur Fahnenenthüllung war durch große Anerkennung für den Burschenverein mit nur rund 25 Mitgliedern geprägt.

Der 14. September war ein schwerer Schlag für unseren Burschenverein, der Vorstand Eduard Thürriegl verunglückte tödlich. Dies bedeutete einen großen Verlust für den Verein, aber auch für die Kreisburschenvereinigung, den sie verlor damit auch den 1. Vorsitzenden. Die Mitglieder des Burschenvereins übernahmen die Totenwache, ebenfalls nahmen zehn Burschenvereine mit ihren Fahnen Anteil am letzten Geleit. Der Tod von Eduard Thürriegl hinterließ im Verein eine große Lücke, doch das Leben musste weitergehen und so führte der 2. Vorstand Josef Schmid den Verein weiter. In der Folgezeit wurde der Burschenverein durch den jeweiligen Vorstand aufrechterhalten und weitergeführt. Der Verein hielt jährlich seine traditionelle Burschenkirwa ab und war bei Festen und Jubiläen zahlreich vertreten.

Im Jahre 1982 wurde das 70jährige Gründungsfest mit Albert Rötzer an der Vereinsspitze im kleineren Rahmen gefeiert. Als Patenverein erklärten sich die Münchshofener Burschen wieder bereit. Am Samstag, den 19. Juni 1982, war Totengedenken am Kriegerdenkmal und Kommersabend. Am Sonntag, den 20. Juni 1982, erfolgte ein Kirchenzug zum Festgelände im Vereinslokal Scheer mit anschließendem Feldgottesdienst durch Stadtpfarrer Hartl. Den Festausklang umrahmte musikalisch die Kapelle Arthur Fischer am Abend. Wenn auch das Wetter an beiden Tagen von Regenschauern durchsetzt war, blieb es den Saltendorfern in guter Erinnerung. Die Vereinsfahne wurde im Jahre 1976 bereits in Michelfeld einer Reinigung unterzogen und zum 70jährigen im Jahre 1982 in eine Generalüberholung gegeben.

Im Jahre 1985 wurde durch Beschluß in einer Versammlung eine eigene Satzung angenommen. Schon stand im Jahre 1987 das 75jährige Gründungsjubiläum an mit Alfons Brettner als Vorstand und Albert Rötzer als Festleiter. Der Festausschuß setzte sich des weiteren aus Thomas Beer, Peter Schwendner, Otto Schwab und Rauch Markus zusammen. Als Festmutter erklärte sich Inge Persche bereit und als Festdamen wirkten mit: Sabine Eibl, Sabine Duschinger, Bettina Pirzer, Marion Lorenz, Ulrike Schmid, Helga Obermeier und Tanja Schlehuber. Diesmal sagte der Burschenverein Pottenstetten als Patenverein zu. Am Freitag, den 10.07.1987, war Totengedenken am Kriegerdenkmal und anschließend Festkommers mit Ehrungen.

Am Samstag, den 11.07.1987, spielte am Bayerischen Abend die Jugendblaskapelle aus Neukirchen auf. Am Sonntag, den 12.07.1987, wurde am Vormittag ein Feldgottesdienst auf der Terrasse des Wasserwachtshauses abgehalten und am Nachmittag ein Festzug durch die Straßen von Saltendorf. Den Festausklang umrahmte abends die Jugendblaskapelle aus Neukirchen.

Fünf Jahre später, im Jahre 1992 konnte unser Burschenverein bereits auf 80 Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken. Unter dem 1. Vorstand Georg Hofmann und Festleiter Norbert Schwab begann man die Festlichkeiten am 27.06.1992 mit einem Tauziehwettbewerb. Nach einem harten Wettkampf ging der Burschenvereien aus Büchelkühn als Sieger unter 12 Mannschaften hervor, der ein 50-Liter Faß mit nach Hauser nehmen konnte. Am Abend sorgten die „Schmitt-Buam“ für Stimmung im Festzelt am Anger. Am Sonntag früh wurde mit der Festmutter Inge Persche und den Festdamen Daniela May, Silke Obermeier, Dagmar Förg, Doris Pach, Kerstin Pilz und Birgit Vogl, den KBV-Vereinen und örtlichen Vereinen zur Kirche gezogen und ein Gottesdienst abgehalten. Nachmittags fand ein Fußballspiel zwichen den Burschen und den Verheirateten statt, dass die Verheirateten mit 6:3 für sich entscheiden konnten. Am abend klang das Fest mit der Kapelle „Chorus“ aus


Am 30.06.1997 ereilte uns die traurige Nachricht, dass die Festmutter des Wiedergründungsfestes Frau Margarete Lanz im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Der Burschenverein nahm mit einer Fahnenabordnung an dem letzten Geleit teil. Das 85-jährige Gründungsfest wurde, aufgrund der wenigen aktiven Mitglieder, im kleineren Rahmen gefeiert, unter der Leitung von Vorstand Ludwig Hofmann. Am Sonntag unserer Burschenkirwa, den 20.07.1997, wurde ein Kirchenzug mit der ehemaligen Festmutter Inge Persche, ehemaligen Festdamen, den KBV-Vereinen, örtlichen Vereinen und den „Bacherl-Musikanten“ zur Marienkirche veranstaltet. Dort fand eine Messe für die verstorbenen Mitglieder statt.

Danach zog die Formation nach Kuntsdorf zum Gasthaus Pilz. Wegen des schlechten Wetters mussten wir in die Halle hinterm Gasthaus ausweichen. In der Halle klang das Fest bei einem Frühschoppen mit zünftiger bayerischer Blechmusik aus. Aufgrund des schlechten Zustands unserer Vereinsfahne wurde im Frühjahr 2000 beschlossen die Fahne restaurieren zu lassen. In der Fahnenbinderei Panny aus Laaberweinting wurden auf ein neues Fahnentuch die Ornamente aufgestickt und die Schrift neu gestickt. Außerdem wurde ein neuer Fahnenstil und drei neue Schärpen angeschafft. Die Kosten beliefen sich auf ca. 5.600 DM, das unsere Vereinskasse sehr belastete.

Die Feierlichkeiten zur Weihe der neuen Fahne wurden auf den 21. Mai 2000 festgesetzt. Um 08.30 Uhr begab man sich mit der ehemaligen Festmutter Inge Persche, den KBV-Vereinen und örtlichen Vereinen zur Marienkirche in Saltendorf. Bei einem feierlichen Gottesdienst mit Hr. Pfarrer Eichinger wurde dann unsere Vereinsfahne geweiht. Nach der Messe wurde zum Obermeier-Stodl gezogen und mit bayerischer Blechmusik die Fahnenweihe begossen.